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Wenn man es richtig bedenkt, fing alles an im Dezember 1691 mit einer Inspektionsreise des Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg in seine Klevischen Lande an – oder soll man besser sagen, Petrus war schuld? Der Reiseplan sah vor, dass sich Friedrich in Emmerich am Niederrhein eine Nacht und einen Tag aufhalten sollte, als ein plötzlicher Wintereinbruch die Weiterfahrt unmöglich machte. Friedrich übernachtete bei Christoph Ryckers, Besitzer des Gasthofes "onder de Poort" – für damalige Verhältnisse eine erste Adresse – und stolzer Vater der bildhübschen Tochter Katharina, lebenslustig und kokett.
Sie war der Grund dafür, dass Friedrich dem schlechten Wetter nicht grollte und gerne seinen Aufenthalt in Emmerich ausdehnte. Die Inspektionsreise wurde abgebrochen – im Februar kehrte er mit seinem Käthchen nach Berlin zurück, um sie zu verheiraten mit einem kränklichen und vierundzwanzig Jahre älteren Mann. Gleich nach der Trauung auf Schloss Moyland am Niederrhein reiste das Paar wieder nach Berlin zurück, wo der Kurfürst schon sehnsüchtig auf sein Käthchen wartete. Die Ehe dauerte zwei Jahre, da war der Ehemann tot und der Kurfürst um einen Sohn und eine Tochter reicher: Baron und Baronin von Ansbach.
Ein Jahr später fand wieder eine Trauung auf Moyland statt, diesmal war der Erwählte sogar einunddreißig Jahre älter – aber gesund. Es war der Freiherr Kolbe von Wartenberg, der im preussischen Staat eine unrühmliche Rolle wegen seines einnehmenden Wesens spielen sollte. Auch diesmal eilte das Paar nach vollzogener Trauung unverzüglich nach Berlin und ... siehe oben. Der Kurfürst und spätere König Friedrich I. erwies sich als sehr großzügig gegenüber seiner offiziellen Favoritin. So vermachte er ihr neben reichlich Geld und Juwelen auch ein Landhaus in Spandau, das Käthchen von Eosander von Göthe umbauen ließ und das später zum Schloss Monbijou wurde.
1711 starb der König, ein Jahr später Wartenberg. Sie selber führte nun ein unstetes Leben, aber war hauptsächlich in Paris, wo sie ob ihrer Affären und ihres unerhört kostbaren Schmucks berühmt und berüchtigt war – als ein sächsischer Minckwitz erschien und recht bald zu "einem Kosestündchen" zum immer noch attraktiven Käthchen kam – aber oh weh – dabei "mit den Lippen die allerkostbarsten Juwelen aus der Frisur stahl – und tout Paris amüsierte sich.
Die ob ihrer drastischen Ausdruckweise und ihrer eigenwilligen Orthographie berühmte Liselotte von der Pfalz berichtet die unerhörte Begebenheit in einem Brief vom 18.07.1715 der Raugräfin Louise:
"...Ich habe sie Nie gesehen sie Kompt nicht mehr nach hoff sie hatt sich mitt Einem jungen minquitz Einen saxsen Versprochen, der hatt Ihr alle Ihre juellen gestohlen undt ist mitt durchgangen, sie hatt drüber geklagt undt hatt Jhn wieder auß flandern hollen laßen Er hatt ihr aber Einen offenen brieff geschn'eben worinnen stehet daß waß Er gethan Vor Keinen diebstal passi'ren Könne weillen Er Erstlich mit Ihr Versprochen were Zum andern so hefte sie Einen pollen woll m/50 francken Versprochen, weillen Er Nur Einmahl die frantzoßen Von Ihr bekommen Nun seye Es gewiß daß Es Ihm 2 mahl geschehen also Müste Er ja woll doppelt bezahlt werden, der Cavalier ist loß gesprochen worden Mitt dem beding daß Er die juwellen wider geben solte daß hatt Er gethan, undt sie hatt die Unkosten bezahlen Mußen Kein Ehrliche dame sicht sie mehr, Ein schändlicher leben Kan man nicht führen, alß sie führt, wirdt von aller weldt Veracht undt Verlacht..."
... und der ratlose Genealoge rätselt nun, zu welcher Linie dieser Edelmann gehörte: Breitenhain oder Falkenhain oder die belgische? Überall gab es Prätendenten.
Günter H. Wiege, Wiesbaden, Oktober 1995
(Nach einer Anregung von Vetter Nicco)
Quellen:
– Günter Elbin, Am Niederrhein. Die Klevischen Lande zwischen Rhein und Maas.
München 1979
– Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte von Orleans an die Raugräfin
Louise 1676-1722. Hg. Wolfgang Menzel. Stuttg. 1843
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