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Schmankerl 12
(vom August 1996)

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Drehna, Groß-Jehser

Vielfältige Eindrücke haben wir von den Besichtigungen, die dankenswerterweise Alf für den Familientag 1996 ausgesucht und organisiert hat, mit nach Hause genommen. Sicher ist es angebracht, diese Eindrücke, die uns durch Pfarrer Dienel in Groß-Jehser und durch die Herren vom Geschichtsverein in Drehna vermittelt worden sind, noch einmal zusammenfassend zu rekapitulieren. Dies soll das Thema der Schmankeri-Ausgabe von August 1996 sein.

DREHNA erhielt 1516 Hans II v. M. kurz vor seinem Tode, damals gewesener Obermarschall des Herzog Albrechts von Sachsen, als Lehen (eben der, der in Jerusalem als Pilger war (1)). In der Folgezeit wurde Drehna zur Standesherrschaft ausgebaut mit den Dörfern Drehna, Tugam, Babben, Schrakow, Gollmitz, Bronkow, Rehayn, Großebahren, Kleinebahren, Ponsdorf, Gräbitz, Breitenau, Stiebsdorf, Bergen, Uckro, Pickel, Rudingsdorf, Altenow, Presenchen, Glichow, Mallenchen u. Waltersdorfer Mühle – ein stattlicher Besitz, der jedoch später durch die üblichen Erbteilungen reduziert worden ist.

Leider konnten wir wegen der Kürze der Zeit Dorf und Kirche mit den interessanten Minckwitz-Grabmälern nicht besichtigen, so mussten wir uns beschränken auf eine Führung in Schloss und Park, die recht eindrucksvoll waren.

Das Schloss ist eine mittelalterliche Wasserburganlage, offensichtlich slawischen Ursprungs. Zwei mächtige Rundtürme und ein quadratischer Torturm mit achteckigem Fachwerkaufsatz sowie Giebel in Formen der Gotik und der Renaissance prägen das äußere Bild des Schlosses, das in Grundzügen von Caspar I, Caspar II und vor allem Caspar III (2), den wir von den Reisen zum Sultan in Constantinopel her kennen, geschaffen wurde. Zu deren Zeit bestand das Schloss nur aus dem Ostflügel und dem Torturm mit Zugbrücke, die Friedrich Magnus v. M. zum Verhängnis wurde, als er am 10.11.1620 beim Einsturz der Brücke erschlagen wurde. (3)

Es ist anzunehmen, dass das Schloss zu dieser Zeit die heutige Vierflügel-Form mit den wehrhaften Türmen hatte.

Besonders bemerkenswert ist die Zellengewölbe-Decke in der ehemaligen Kapelle; eine Decken-Art, die wir in Sachsen nur in wenigen Exemplaren wieder finden.

In der wegen seiner Baumbestände recht eindrucksvollen Parkanlage fanden wir einen gusseisernen Pavillon, der allerdings erst seit 1992 im Park steht. Er ist wie auch die frühere Teichanlage ein Opfer des Braunkohlentagebaues. (4)

Unter den Wirren des 30-jährigen Krieges hatte die Standesherrschaft arg gelitten, so dass sie Loth Gotthardt aus Lindenau (siehe Schmankerl 1 vom Aug. 1995) übernehmen musste. 1697 wurde die Standesherrschaft, nachdem sie fast 200 Jahre im Familienbesitz war, endgültig verkauft an den Grafen von Promnitz auf Pless und Sorau.

Caspar Ehrenreich v. M., der letzte Besitzer, vermachte der Kirche ein Legat über 1000 Thaler.

Einen Eindruck von den Kriegs- und Pestzeiten gibt der beiliegende Brief von Wilhelm v. M. (Anlage 1) auf Groß-Mehßow aus dem November 1644.

GROSS-JEHSER, östlich der Autobahn A 13, fast in der Mitte zwischen Berlin und Dresden, liegt das Dorf mit seinem markanten Kirchturm – leider nicht markant genug für unseren wackeren Bus-Fahrer, der ob seiner offensichtlichen Schwächen in Heimatkunde Schwierigkeiten hatte, den Ort zu finden, weswegen wir erst mit gehöriger Verspätung den vortrefflichen Pfarrer i. R. Dienel erreichten, der uns aber trotzdem mit viel Liebe dann mit der Geschichte der Kirche und der Familie v. Minckwitz bekannt machte.

Die Kirche hat schon um 1300 mit ihren gut erkennbaren Feldsteinmauern gestanden, der fünfeckige Abschuss des Altarraumes fehlte und Mauern und Dach waren etwas niedriger.

Der alte Deckenbalken, auf dem die Orgel steht, lässt darauf schließen, dass in der Kirche ursprünglich eine Balkendecke eingezogen war. Interessant ist die Verarbeitung von Rasenstein an den Ecken, den Kirchenwänden und an den Fenstern. 1747 ließ der Gen.Lt. Hans Christoph v. Minckwilz mit seinem Bruder Friedrich August als Kirchenpatrone, Erb-, Lehns- und Gerichtsherren auf Groß-Jehser auf das Turmmauerwerk einen verbretterten Glockenstuhl setzen, gekrönt von einer achtseitig gebrochenen Spitze, die in eine Kupferkugel mit einer Wetterfahne ausläuft.

Sie zeigt das Wappen derer v. Minckwitz mit der Freiherrenkrone
(Anlage 2, folgt demnächst)

Die Wetterfahne befindet sich jetzt im Logenanbau.

Hans Christoph starb 1759 und ist unter dem Beichtstuhl begraben. Unter dem Altarraum befindet sich die Minckwitz – Gruft; es ist nicht bekannt, wer darin bestattet worden ist.

An der Nordwand der Kirche steht die besonders schöne, reich bemalte Grabplatte des Wilhelm Friedrich v. Minckwitz, der 1618 im Alter von 29 Jahren starb. Die Grabplatte zeigt folgende 8 Ahnenwappen: auf der Vaterseite v. Minckwitz / zu Dohna / v. Mergenthal/ v. Schreibersdorf; auf der Mutterseite: v. Zabeltitz / nicht identifiziert / v. Schreibersdorf / v. Puster.

Nicht weit davon steht die Grabplatte seines Sohnes Friedrich, der bereits 1619 starb. Hier sind die Wappen gezeigt von v. Minckwitz / v. Stutterheim als Eltern und v. Zabeltitz als Vatersmutter und v. Hake als Mutters Mutter. (5)

Die Grabplatte der Witwe von Friedrich Wilhelm, Catharina, geb. v. Stutterheim liegt unter der Empore. Dann sind noch vorhanden zwei hölzerne Epitaphien, von denen eine vom Wurm zerfressen und nicht mehr lesbar ist, und die andere Charlotte Sophie v. Minckwitz †1751 zugeordnet wird.

Eine Arabeske hat der Pfarrer vermerkt. (6) Noch im Jahre 1955 saßen auf der Orgelempore rechts die männlichen Kirchgänger aus Groß-Jehser, links die Männer aus Mallenchen, auf der obersten Empore nur die Männer aus Gliechow und links die Erpitzer Männer. Alle Frauen und Kinder saßen im Kirchenschiff. Welche Facetten doch der real existierende Sozialismus zu bieten hatte!

Bald nach 1541 erwirbt Caspar v. M. auf Drehna ½ Gr.-Jehser und Pademag, die er aber bald dem Kaiserl. Truchsess Ehrenfried v. M. verkaufte, der sie an Esaias v. M. auf Uckro, Kaiserl. Rat und Landeshauptmann des Mgt. Niederlausitz, weitergab. (7)

1584 zog sich die Familie v. Minckwitz zurück und taucht erst nach mehr als 20 Jahren wieder auf als Wilhelm Friedrich v. M. Gut und Dorf mitsamt dem Zubehör erwirbt und es 1623 seinem Sohn Otto Wilhelm vererbt, der es seinerseits 1638 an seinen Stiefvater Wilhelm v. M., der zeitweise Drehna für seinen Vetter verwaltete, verkaufte, weil er dringend Geld für die Bezahlung seiner Schulden brauchte und weil das Gut gänzlich ruiniert und alles Angespann, Zug-, Schaf- und Rindvieh weggekommen waren, das Gut "unbeschicket lag" (8).

Gr.-Jehser wechselte mehrfach den Besitzer in der Familie bis es wegen Überschuldung 1651 für 50 Jahre auf Wiederverkauf einem von Schwantes übereignet wurde. Doch schon 1668 trat seine Witwe das Gut an Caspar v. M. auf Rehnsdorf ab. Gut und Dorf wechselte dann noch mehrfach innerhalb der Familie den Besitzer; dabei führten Lehnsfehler seitens der Minckwitze aber auch seitens der Lehnskammer sowie innerfamiliärer Streit nach dem Ablauf der 50-Jahresfrist zu langwierigen Prozessen. Erst 1741 konnte Hans Christoph v. M. melden, dass die Auseinandersetzung beendet sei. Aber bereits 1719 war er de facto mit seinem Bruder GenMaj. Friedrich August Besitzer von Gut und Dorf usw.

Letzte Besitzerin war Johanne Wilhelmine Auguste, Tochter von Hans Christoph v. M., GeneralLt., die Carl Friedrich v. Berge heiratete und das Ganze, nachdem es rd. 240 Jahre mit Unterbrechungen im Besitz der Familie v. M. war, 1784 ihrem Schwiegersohn August Wilhelm v. Trosky vermachte.

Im Dorf steht das Schloss, ein zweigeschossiger Fachwerkbau unter hohem Mansardendach, das vermutlich in der 1. Hälfte des 18. Jh. von einem Minckwitz erbaut wurde. (9)

1758 stifteten die Brüder ein Legat für die Armen in Höhe von 1000 Thalern. Aus den jährlichen Zinsen wurden u. a. 25 Th. als Besoldungszulage für den Schullehrer gezahlt. (10)

(Hört! Hört! Wie haben sich doch die Zeiten gewandelt!)

An dem Schicksal von Gr.-Jehser können wir exemplarisch erkennen, wie Kriegswirren oder früher Tod oder Kriegs- und Militärdienste damals den Lauf der Dinge bestimmten, über die Herr Dienel in seiner 2-bändigen Chronik von Kirche, Gut und Dorf Groß-Jehser viel Interessantes und mit zahlreichen Originalakten belegt zusammengetragen hat.

G.H. Wiege, Wiesbaden, August 1996

Quellen:
– (1) Wiege, Reiselagebücher. 1996
– (2) ders.
– (3) H. Stollbrock, Die Geschichte der Standesherrschaft Drehna. 1896
– (4) Fürstlich Drehna, Schlösser und Gärten der Mark Brandenburg.
        Freundeskreis ... i.d.Dt. Gesellschaft
– (5) Götz Freiherr von Houwald, Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer.
        Bd. IV Teil l. 1988
– (6) Christian Dienel, Chronik der Gemeinde Groß-Jehser, Bd. l und 2, 1996
– (7) siehe Frh. v. Holtwald
– (8) ders.
– (9) siehe Dienel
– (10) siehe Dienel

Anlage 1:
Briefe über die Not auf Niederlausitzer Gütern gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges. Mitgeteilt von Walter v. Minckwitz. Niederl. Mitteilungen Bd. 19.

Anlage 2:
Fehlt leider noch. Folgt später.


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