Schmankerl08

Schmankerl 8

Hurra!! Sieg! S.M. der preußische König hat eine Bataille gewonnen!
(Februar 1996)

S.M. der preussische König hat bei Moll M 17 eine Bataille gewonnen! – und ist knapp der Gefangennahme durch die Österreicher entgangen! Der beherzte und überaus tapfere Einsatz des Capitain v. Minckwitz rettete Seine Majästät – direct von unserem Kriegs-Correspondenten

So ähnlich hätte die Ausgabe der BILD-Vorläuferin ausgesehen, die von George Friedrich v. Minckwitz, geb. 1694 als ältester Sohn von Johann Hans Hieronymus v. M. auf Gr. Jehser berichtet hätte, der im 1. Schlesischen Krieg in der Schlacht von Mollwitz bei Brieg i. Schlesien der Retter Friedrichs des Großen aus äußerster Bedrängnis war.

Friedrich verlieh ihm darauf im Juni 1741 den „Caracter“ eines Amtshauptmannes; später wurde er preußischer Oberforstmeister in Schlesien. Er war Erbherr auf Schaßwitz und Pdschütz und starb kinderlos 1760. Er wurde begraben in Breslau unter dem Läuten der Glocken zweier Kirchen 3 x je 1 Std. lang.

Quellen:

  • Neues preußisches Adels-Lexikon.Bd.3, Leipzig 1837.
  • Franz Kugler, Friedrich der Große. Gütersloh 1959.
  • Geh. Staatsarchiv preußischer Kulturbesitz Berlin Rep. 96.B.23 B1.1704) Totenbuch 1760 d. Haupt- u. Pfarrkirche von St. Elisabeth in Breslau.

Wie muss man sich eigentlich die Reisegeschwindigkeiten im 15. – 17. Jhdt. vorstellen? Die amtlichen und privaten Berichte sagen uns, dass in dieser Zeit Gesandte oft über große Entfernungen geschickt worden sind. So lesen wir, dass der Ahnherr Hans, Obermarschall der Herzöge von Sachsen noch kurz vor seinem Tode, als er selbst für damalige Zeit schon sehr betagt war, in dringender Mission von Dresden nach Friesland reiste. Von ihm wissen wir auch, dass er wenige Jahre vor seinem Tode ein „bequemes, gutmütiges Pferd“ wünschte. Oder man denke an die Truppenbewegungen, die, abgesehen von den logistischen Leistungen, uns einigen Respekt abnötigen; wenn auch mit dem Menschenmaterial, wie wir oft lesen können, nicht gerade zimperlich umgegangen worden ist.

Hier nun einige Reisegeschwindigkeiten, die uns ein Bild vermitteln können:

FußreisendeTagesleistung 20 – 40 km
Pferd im GaloppStundengeschwindigkeit 20-25 km
Reitender Bote,
ohne Rücksicht auf das Pferd
Tagesleistung 130 – 135 km
„Durchschnitts“-Reisende,
wenig eilig, m. Gefolge und Gepäck
Tagesleistung 30-45 km
Hochseegängiges Segelschiff –
bei günstigem Wind evtl. auch mehr
Tagesleistung 120 – 200 km

Quellen:

  • nach Norbert Ohler, Pilgerleben im Mittelalter. Freiburg 1994

Bei Antonius Weck: „Der Churfürstlich Sächsischen weitberuffenen Residentz- und Haupt-Vestung Dresden. Beschreibung und Vorstellung (Nürnberg 16 80)“ lesen wir:

Sonst ist an dem, daß Hanns v. Minckwitz; Ritter, der sich bey Erhebung der Creutz-Kirche, an Hertzog Georgens Hofe, als ein Ober-Marschalch befunden, gedachten Predigt-Stuel auf sein Costen erbauen, und deswegen sein Wappen zum Gedächtnis, eben an selbigen Pfeiler auf der Seite hat steinern aufrichten laßen, wie der Augenschein weiset.“

…leider wird der Augenschein heute nichts mehr bringen…

Dann lesen wir noch von einem verheerenden Brand, der mehr als die Hälfte von Dresden einäscherte, so dass „in der Kundiger (ietzo breite) Gaße nur die Häuser des Obermarschalch und Heinz Bothen stehen geblieben sind.“

Eine der höchsten Tapferkeitsauszeichnungen in der Königlich Sächsischen Armee war der „St. Heinrichs-Orden“, der 1736 gestiftet worden ist und bis 1918 verliehen wurde. In der Liste der Träger finden wir auch zwei Minckwitze:

Johannes v. Minckwitz als Ritter des Ordens wg. „rühmlichen Verhaltens im Treffen bei Borodino am 7.9.1812“

Walter v. Minckwitz, Hptm. u. Führer des III.Batl.K.S.Res.-Inf.Rgt.241, beliehen 15.8.1915

Hptm.v.M. hat sich in den Kämpfen der 53.Res.Div. in Flandern bei Broodseinde, Poelkappelle, Gravenstafel und bei dem Gasangriff bei Wieltje am 21.5.1915 durch hervorragende persönliche Tapferkeit ausgezeichnet. Er hat mit seinem Bataillon ruhmvollen Anteil an den Erfolgen des Regiments. Der Truppe war er stets ein vorzügliches Beispiel von nie versagender Tapferkeit.“

Quellen:

  • Georg Richter, Der Königl. Sächs. Militär St-Heinrichs-Orden. Dresden 1937

Noch etwas Kriegerisches

Hans Rudolph v. Minckwitz a.d.H. Falkenhain, *20.03.1637 †20.07.1702

Herr auf Staschwitz, Zöpen u. Trachenau, war als Obrist in der Armee, die Wien 1683 von den Türken entsetzen sollte und, wie wir alle wissen, es auch mit Erfolg getan hat und damit Europa vor dem Zugriff der Muselmanen bewahrte.

Bei Friedrich v. Raumer lesen wir dazu: „.. der Churfürst (Johann Georg III. v. Sachsen) …so dicht ins Gedränge der Feinde geführt, dass nur die schnelle Hülfe des herbeieilenden Obersten Hans Rudolph v. Minckwitz ihn aus der Gefahr befreite, das Leben oder die Freiheit einzubüssen.“

Dieser Minckwitz war später Generalleutnant und Gouverneur von Leipzig. Er war in erster Ehe verheiratet mit einer Lady Margarete Aston, die am 17.11.1672 starb. (Daher die Affinität zu England, von der noch zu berichten sein wird.)

Quellen:

  • Historisches Taschenbuch, Hg. Friedrich v. Raumer – 9.Jhrg. Leipzig 1840, S.219-330


Nach all den kriegerischen Heldentaten wollen wir einer zivilen Heldentat gedenken

Gabriele v. Minckwitz, geb. von Schlehbrügge ist am 19.01.1996 90 Jahre alt geworden! Verheiratet mit dem Oberforstmeisters Hans v. Minckwitz a.d. H. Breitenhain/Niederweigsdorf, verm. in Königsberg 1945, hat sie, allein stehend, mit bewundernswerter Tatkraft und Tapferkeit all die Schwierigkeiten der Flucht gemeistert und dabei 7 Kinder großgezogen und mit einer Schar von Enkeln und Urenkeln den Fortbestand der Familie gesichert.

Herzlichen Glückwunsch und gesegnetes Wohlergehen!

Günter H. Wiege, Wiesbaden, Februar 1996