650 Jahre Stadtrechte Sonnewalde

650 Jahre Stadtrechte Sonnewalde

Bericht über den Besuch in Sonnewalde
am 14. August 2004

Anlässlich der Feierlichkeiten „650 Stadtrechte Sonnewalde“ mit dem historischen Stadtspiel über „Nickel von Minckwitz“.

Angezogen durch die mittelalterliche Ausrichtung der Feierlichkeiten „650 Jahre Stadtrechte Sonnewalde“ und dem angekündigten Stadtspiel über Lebensszenen von Nickel von Minckwitz nahmen auf Einladung der Bürgermeisterin, Frau Neisser, Monika, Herma, Nicco, Volker und ich an diesem Ereignis teil. Zu meiner besonderen Freude war Nicco mit Roderick Hinkel (Schloss Börln) angereist.

Beeindruckt von der aktiven Mitwirkung aller Bürger der Großgemeinde Sonnewalde, die in selbstgeschneiderten Kostümen den mittelalterlichen Rahmen prägten, begrüßte uns die Stadt bereits bei unserer Anfahrt.

Schon ab 11 Uhr früh lud ein typisch-historischer Markt auf dem ehemaligen Schlossgelände Sonnewalde zu makaberen Spielen ein und bot vielerlei Handwerkliches zum Kauf an.

Begrüßung durch Frau Heiße und Bürgermeisterin, Frau Neisser

Unverhofft wurden wir bereits auf dem Marktplatz von einer Dame mit vollem Namen angesprochen. Es war die Initiatorin und Mentorin des Stadtspiels, Frau Heiße, die sich – wie sie es ausdrückte – ob unseres Erscheinungsbildes – nicht täuschen könne, dass nur wir die v. Minckwitze sein könnten. Sie, die sich mit dem Stadtspiel so sehr persönlich identifizierte, zeigte große Freude, uns begrüßen zu dürfen. Zudem zeigte sie ihre besondere Begeisterung über Niccos Teilnahme, eines Vornamensträgers unseres Vorfahren Nickel von Minckwitz.

Engagiert in der Wahrnehmung ihrer Pflichten lernten wir kurze Zeit später die Bürgermeisterin, Frau Neisser (Bild Mitte), kennen. Sie hatte sich auch in einem bezaubernden, mittelalterlichen Kostüm ihren „Untertanen“ angepasst. Persönlich dankte sie mir für unser Kommen und war sehr angetan über die unterstützende Zusammenarbeit in der Vorbereitung dieser festlichen Woche.

Bürgermeisterin Frau Neisser (Bild Mitte).

Der Umzug

Der Heimatforscher und Schöpfer der Heimatstube von Sonnewalde, Herr Ziegler, führte sehr sachkundig in die bewegte Geschichte und die mehr als 650-jährige Entwicklung von Sonnewalde ein. Im Anschluss und als Anerkennung für seine langjährige Zusammenarbeit, für die unser ehemaliger Familienforscher G. Wiege sehr dankbar war, überreichte ich ihm ein Linienbuch der Breitenhainer. Mit sichtlicher Freude dankte er mit dem Bemerken, dass die Familie von Minckwitz in der Zeit auf Sonnewalde einen bedeutenden Einfluss genommen hat.

Herr Ziegler bei seiner Einführung in die Geschichte von Sonnewalde.
Szenen der Geschichte von Sonnewalde.

Bei herrlichem Sonnenschein begann gegen 14 Uhr ein 80 Wagen und Gruppen umfassender Umzug, der zum Thema die 650-jährige Geschichte Sonnewaldes in Szenen und Bilder darstellte. In diesem Umzug spürte man förmlich das gemeinschaftsfördernde Engagement aller Bürger der Großgemeinde, sei es als Zugteilnehmer und Ausgestalter der Themenwagen oder als begeisterter Zuschauer am Rande der Hauptstraße durch Sonnewalde. Kräftige Böllerschüsse vor der ehemaligen Schlossanlage ließen uns recht zusammenzucken, um uns alle zum Stadtspiel einzuladen.

Der Wolkenbruch

Zwischenzeitlich verdunkelten sich die Wolkenformationen am Himmel, die wenig Gutes vermuten ließen. Kaum Platz genommen, ereilten uns erste Regentropfen, die sich zu einem heftigen Platzregenschauer entwickelten.

Nach kurzer Verzögerung arrangierte sich jeder mit der Trocknung seines Sitzes und das Spiel konnte beginnen. Am Ehrentisch versammelte sich mit uns das Ehepaar Graf Solms – Nachbesitzer des Schlosses Sonnewalde – mit seinen drei Töchtern.

Zuvor wurde ich durch die Initiatorin, Frau Heiße, um mein Grußwort gebeten.

Grußadresse

Horst v. Minckwitz bei seiner Rede, rechts im Bild: Frau Heiße.

Ich überbrachte folgende Grußadresse:

„Es ist mir eine große Ehre und Freude zugleich, Ihnen die Grüße des Familienverbandes „von Minckwitz“ entbieten zu dürfen.

Es ehrt uns außerordentlich und wir sind der Stadt Sonnewalde und besonders Ihnen, verehrte Frau Heiße, als Mentorin und Initiatorin, sehr verbunden, dass zu dem festlichen Anlass „650 Jahre Stadt Sonnewalde“ eines bemerkenswerten Vorfahren unserer Familie in einem historischen Stadtspiel gedacht wird.

Diese Reminiszenz ist zudem eine nachträgliche Hommage an meinen verstorbenen Schwager, Günter Wiege, der in einer „Edition Historica“ über „Nickel von Minckwitz – Ein Renaissanceleben“ in Form eines Dialoggespräches dessen Lebensform und Wirken aufgehellt hat.

Für einen Nachkommen in der 12. Generation stellt sich mein Ahne, Nickel von Minckwitz, als eine besondere Persönlichkeit der Hochrenaissance dar, die sich als überzeugter Protestant durch ausgezeichnete Bildung, Weltoffenheit, Gerechtigkeitssinn und feste Wertbeziehungen sowie unbändigen Tatendrang charakterisieren lässt.

Bereits in jener Zeit – man mag es kaum vermuten – war sein weitsichtiger Vater – Ritter Hans II auf Sonnewalde ab 1481 – bemüht, seinen vier Söhnen eine gute Bildung widerfahren zu lassen, um sie auf die ministralen Dienste bei Hofe vorzubereiten.

Wie sich doch die damaligen Herausforderungen mit denen unserer heutigen Zeit decken!

Nickel muss eine gewinnende, diplomatische Art besessen haben, denn er war an den Fürsten- und Königshäusern von Böhmen, Sachsen, in Braunschweig, Mecklenburg, Kassel, München, Paris, Königsberg und in Krakau ein gern gesehener Gast. Zudem pflegte er gute Verbindungen zu den Huttens, Sickingens und natürlich auch zu Luther.

Als weitgereister Unterhändler hat er in unterschiedlichsten, diplomatischen Missionen verschiedenster Auftragsgeber durch seine Sprachgewandtheit gediegenen Einfluss auf die geschichtliche Entwicklung seiner Zeit genommen.

Auf Sonnewalde hat er tatkräftig den Ausbau des Schlosses betrieben, indem er den etwas heruntergekommenen Herrensitz zu einem stattlichen und recht wehrhaften Wasserschloss umgestaltete.

Ich will es bei dieser skizzierten Biographie von Nickel von Minckwitz bewenden lassen und dem Spiel weder Inhalt noch Spannung vorwegnehmen.

Ihnen, sehr verehrte Frau Bürgermeister, möchte ich nochmals für die freundliche Einladung im Namen aller anwesenden Familienmitglieder herzlichen Dank sagen.

Dem historischen Stadtspiel mit der Initiatorin, Frau Heiße, und allen Mitwirkenden wünsche ich einen erfolgbringenden Verlauf und uns viel Freude an diesem historischen Schauspiel!“

Das Stadtspiel

Danach wurde das Stadtspiel durch den Herold angekündigt und mit hinführenden, geschichtlichen Anmerkungen auf die sieben Bilder des historischen Stadtspiels eingeführt. Der Bogen des Spiels spannte sich über typische Ereignisse im Schloss und eine familiäre Szene mit Vater Ritter Hans II (B II) mit seinen vier Söhnen (B III 01, 04, 05 und 06), in der der Vater seinen Stolz über die wohlgeratenen Söhne lobend bemerkt und in der ein Bote die Probleme des alten Queiss vorbringt.

Der Einzug zum Hochzeitsfest von Nickel von Minckwitz

Dies begründete bekanntlich den Ritt nach Fürstenwalde von Nickel am 7. Juli 1528 gemeinsam mit 60 bewaffneten Reitern um dem Recht des Queiss beim Bischoff nachzuhelfen; zumal dieser katholisch war! Das nächste Bild zeichnet das Eindringen in Fürstenwalde, um den Bischof zu ergreifen. Doch wie bekannt, entzog sich dieser in Frauenkleidern durch ein Nebentor seinen Häschern. Im Bild 5 wird dann durch Nickels Ehefrau Kunigunde die Acht und Vogelfreiheit ihres Gatten beklagt.

Das finale Bild 7 zeichnet die Szene im Schloss zu Cölln an der Spree beim Kurfürsten Joachim von Brandenburg nach, in der Nickel die Vorhaltungen seiner schändlichen Taten gemacht werden, die Auflagen erklärt werden und er durch den Kniefall seine Abbitte demonstriert und daraufhin Vergebung erlangt.

Es war mit besonderer Freude festzustellen, wie alle Laienspieler mit großem Engagement die Szenen sehr realistisch darstellten und sichtbare Freude am Spiel hatten.


Die Überraschung

Die beiden Nickel von Minckwitz.

Nach anhaltendem Applaus der Zuschauer und Dank an alle Mitwirkenden durch Frau Heiße kam der von ihr langersehnte Überraschungsauftritt mit Nicco. Gekonnt – in die Rolle von Nickel von Minckwitz springend – wies er sich durch Aufzeigen seines Ausweises als echter Nikolaus v. Minckwitz, Vaterstetten, aus. Er dankte für diese Ehrung und beglückwünschte die Initiatorin mit allen Mitwirkenden für die beeindruckende Darstellung und Aufführung dieses historischen Stadtspiels über „Nickel von Minckwitz“.

Wir rundeten diesen erlebnisreichen Tag mit einem gemütlichen Abendessen im Gasthaus „Zum Preußen“ zu Sonnewalde ab.

H. v. Minckwitz